„Ich bin ein Sender.“

Schön. Joseph Beuys nannte sich einen Sender. Die älteren Modelle zur Beschreibung von Kommunikation erwähnen auch den Empfänger. Diese Rolle sollte für den Kunstprofessor das Publikum übernehmen. Sender – Empfänger. Die Metaphern stammen aus der Zeit der analogen Übertragungstechnologien. Funk, Radio, Fernsehen. Ich bin ein Sender. Beuys. Multiples.In der digitalen Zeit oder Ära der Kommunikation haben die Wörter immer noch ihre Berechtigung – obwohl das Kommunizieren allmählich ganz verkümmert. Es schrumpft auf das Senden und Empfangen von Zeichen. Von Austausch kann schon beinahe nicht mehr die Rede sein. Ausgetauscht wird lediglich die kühle Metabotschaft, dass wir uns füreinander kaum interessieren.

SmartPhones isolieren. Die Meisten verfügen über mindestens mehrere Medien zur Kommunikation. Aber wir kommunizieren nicht. Alle senden. Wenige empfangen. Was dabei aufgenommen wird, das ist gut gefiltert. Verzerrt. Verballhornt. Und schon das Gesendete unterlag der Zensur. Preisgegeben wird etwas Kalkuliertes. Deshalb behält diese Form des Sendens und Empangens von Zeichen einen unangenehmen Nachgeschmack wie alles „Social Media Networking“. – Es gibt Leute, die diskutieren per E-Mail. Zu Dritt. Zu Sechst. Dabei wird nicht selten ein halbes Dutzend an Dateianhängen mit versendet – darunter ein und dasselbe Dokument in verschiedenen Versionen. Es gibt „Meetings“, in denen sitzen acht Personen, jede für sich gut verschanzt hinter einem Laptop und bewaffnet mit zwei SmartPhones. Es gibt genug Meetings, die nach 90 Minuten ohne Ergebnis enden. Wir müssen zeitweilig Präsentationen von über 60 und mehr Folien hinnehmen, während in der Regel schon mehr als 12 eine ungeheure Zumutung sind.

„Miteinander Reden? Nein, danke. Bitte nicht. Jetzt nicht.“ Dialog unerwünscht. Das ist der Tenor. Damit müssen wir umgehen. Ausnahmen überreden gern dazu, etwas anderes anzunehmen. Manchen genügt schon ein Strauß an Zeichen als Grund zur Annahme, „man“ habe sich ausgetauscht. – Viele schreiben sich mittlerweile selbst etwas, damit einmal wieder Temperatur und Ansprache in die Botschaften kommen. Da gibt es dann wieder „Sender“ und „Empfänger“.

Interne Kommunikation

In Deutschland ist die Kultur der internen Kommunikation ein Adoptivkind aus der angelsächsischen Geschäftswelt. Die Formen des demokratischen und damit zweckorientierten, liberalen und tendenziell partnerschaftlichen Dialogs sind erst spät ernsthafter entwickelt worden, in der Hanse allerdings früher als in Süddeutschland. Viele neigen durchaus nach wie vor zu Beamtentum und Nominalstil oder flüchten in den Kauderwelsch von Ersatzsprachen für Eingeweihte, die einen vermeintlich individuellen oder auch lockeren Lebensstil verbürgen.

Wir haben zur Entwicklung einer Kultur der Kommunikation noch Einiges zu verändern.

Nebensache Unternehmenskommunikation

Kommunikation wird immer noch nicht ernst genug genommen – sie lebt von einem fragwürdigen Ansehen: bedeutend, jedoch sekundär für den Erfolg. Aber das Corporate Identity Management ist einer der wesentlichen Faktoren für das Bestehen und ein kontinuierliches Wachstum von Unternehmen. Der Verantwortliche für Kommunikation hat neben dem Vorstand oder der Geschäftsführung eine gleichwertige Rolle einzunehmen. Es wäre ein Teil seiner Aufgabe als CCO eine Kultur des Dialogs in den Unternehmen einzuführen. Denn so trüge er entscheidend bei zur Steigerung der Produktivivtät und des Returns on Investment sowie zu einem positiven Image, als einem gewichtigen Faktor des immateriellen Unternehmenswerts.

Social: Gegen Nicknames

Ich bin seit Monaten nicht selten verwickelt in das Texten in Blogs und Foren. Dabei ging es um Rufmord an einem Unternehmen. Es wurde öffentlich diskutiert über dessen Wert; Externe übernahmen die Verantwortung für die Gestaltung des Images.

Das größte Defizit der Blogs und Foren, das auch in diesem Fall immer wieder zu Tage trat, ist die Anonymität, das Verbergen der Identität hinter „Nicknames“.

Den meisten tut so ein Nickname gar nicht gut. Denn sie lassen sich schnell zu unangebrachten und unhöflichen Äußerungen verleiten. Mehr noch: Dort, wo es zum Beispiel um juristische Fragen ging, wurde das Recht gar nicht mehr gebührend  berücksichtigt, schon gar nicht das publizistische. Sondern es ging alleine jeweils gegen die beteiligten Diskutanten, nicht um die Sache.

Das Suchen nach Argumenten gegen den Menschen machte so herrlich erfinderisch, weniger die Pflicht zur ethischen Angemessenheit.

Diskussion wurde verstanden nicht als Diskurs einer Gruppe von Diskutanten auf dem Weg zu einem gemeinsamen Anerkennen geteilter Überzeugungen. Es war von vorneherein klar, dass die jeweils Anderen dazu nicht fähig wären und die Wahrheit ohnehin vom jeweils Schreibenden gepachtet war.

Das sind keine Einzelfälle, es ist in vielen dieser virtuellen Räume leider die Regel. Ein Verstecken hinter falschen Namen, Visieren und Masken weckte Phanatsien der persönlichen Allmacht. Das ist gar nicht zu gebrauchen.