„Führst Du noch – oder moderierst Du schon?“

Ich fand die oben zitierte Frage als Headline eines Artikel bei SPIEGEL online. Es ist die Variation eines bekannten Slogans von IKEA.

Die Frage veranlasste mich zur Gestaltung eines Seminars mit dem selben Titel. Denn Führen heißt Kommunizieren. Vor 10 Jahren war dieser Ansatz für das Management in Deutschland zwar recht interessant, aber noch nicht relevant. Das Gros Führungskräfte bestand auf dem Respektieren von Autorität qua Position, die Stile des Führens waren eine Mischung aus direktiven Gesten und Vertrauen in vermeintlich schlanke Strukturen – Management by Communication war durchaus nicht das Leitbild, sondern eher etwas Idealistisches. Noch 2015 wurde mir bei einem Vortrag zum Thema an der Universität Tübingen von wissenschaftlichen Experten angedeutet, die Idee des Führens im Dialog sei schön, aber nicht realisierbar.

Inzwischen ist in zahlreichen Unternehmen – nicht nur im Bereich der IT – das agile Projekt-Management erprobt und etabliert worden. Dabei ist die Kommunikation eine wesentliche Anforderung an die Führungskräfte. Parallel sind psychologische Kompetenzen gefordert für die Moderation der Kooperation, die Motivation ganzer Teams oder das Mentoring von MitarbeiterInnen. Auch in nicht agilen Projekten ist dieser Ansatz einer lösungsorientierten Zusammenarbeit sehr zu empfehlen.

Das Führen im Dialog oder Management by Communication ist angesagt.

Kommunikation als Kybernetik

So abgehoben das klingt: Kommunizieren im Management heißt Prozesse und Systeme steuern. Das ist keine Anleihe bei S. Beer oder F. Malik. Sondern eine Tatsache, der nicht oft genug Rechnung getragen werden kann. Simpel gesagt ist das Steuern von Prozessen immer auch Kommunizieren. Daraus können jetzt Bücher, Artikel oder Geschäftsideen abgeleitet werden. Think twice: Copyright.

Emotionen & Effizienz

Kommunikation im Business ist operative und zugleich emotionale Interaktion. Eine Trennung zwischen dem Fachlichen und Menschlichen ist nur theoretisch, rein abstrakter Natur. Eine Störung der zwischenmenschlichen Beziehung in Arbeitsgruppen ist dem operativen Erfolg sofort abträglich. Die Qualität der Effizienz steht immer in Relation zur Qualität der emotionalen Lage. Und diese Qualität bestimmt proportional diejenige der Synergien der versammelten kommunikativen Kompetenzen.

Nebensache Unternehmenskommunikation

Kommunikation wird immer noch nicht ernst genug genommen – sie lebt von einem fragwürdigen Ansehen: bedeutend, jedoch sekundär für den Erfolg. Aber das Corporate Identity Management ist einer der wesentlichen Faktoren für das Bestehen und ein kontinuierliches Wachstum von Unternehmen. Der Verantwortliche für Kommunikation hat neben dem Vorstand oder der Geschäftsführung eine gleichwertige Rolle einzunehmen. Es wäre ein Teil seiner Aufgabe als CCO eine Kultur des Dialogs in den Unternehmen einzuführen. Denn so trüge er entscheidend bei zur Steigerung der Produktivivtät und des Returns on Investment sowie zu einem positiven Image, als einem gewichtigen Faktor des immateriellen Unternehmenswerts.

Interne Kommunikation ohne Dialog

Am meisten vernachlässigt wird der Dialog mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gründe: Kein Konzept zur strategischen internen Kommunikation, schlechte Führung, mangelnde Information.

Die Folge: Über 80 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unzufrieden, es herrscht eine schlechte Arbeitsmoral und die mangelnde Produktivität kostet die Unternehmen jährlich Millionen und Milliarden. Führen ist Kommunizieren ©. Das wird versäumt.