Gesten, die Eindruck machen

Das wirkt gescheit! Man hat den Eindruck, der Pavian denkt sehr tiefsinnig nach. Tut er es? Eher gar nicht. Aber die Geste kann uns täuschen. Und so läuft es auch unter Menschen. Der Schein ist beinahe schon alles. Beinahe.

Einem Menschen, der mit vielen solchen Gesten zu seinen Gunsten zu wirken probiert – einfach mal schnell und gewitzt ne Frage stellen.

Das Foto von Davis Gaglio aus Südafrika wurde 2015 von der britischen Royal Society aus mehr als tausend Einsendungen als eines der schönsten Naturfotos ausgewählt. Quelle.

„Ich bin ein Sender.“

Schön. Joseph Beuys nannte sich einen Sender. Die älteren Modelle zur Beschreibung von Kommunikation erwähnen auch den Empfänger. Diese Rolle sollte für den Kunstprofessor das Publikum übernehmen. Sender – Empfänger. Die Metaphern stammen aus der Zeit der analogen Übertragungstechnologien. Funk, Radio, Fernsehen. Ich bin ein Sender. Beuys. Multiples.In der digitalen Zeit oder Ära der Kommunikation haben die Wörter immer noch ihre Berechtigung – obwohl das Kommunizieren allmählich ganz verkümmert. Es schrumpft auf das Senden und Empfangen von Zeichen. Von Austausch kann schon beinahe nicht mehr die Rede sein. Ausgetauscht wird lediglich die kühle Metabotschaft, dass wir uns füreinander kaum interessieren.

SmartPhones isolieren. Die Meisten verfügen über mindestens mehrere Medien zur Kommunikation. Aber wir kommunizieren nicht. Alle senden. Wenige empfangen. Was dabei aufgenommen wird, das ist gut gefiltert. Verzerrt. Verballhornt. Und schon das Gesendete unterlag der Zensur. Preisgegeben wird etwas Kalkuliertes. Deshalb behält diese Form des Sendens und Empangens von Zeichen einen unangenehmen Nachgeschmack wie alles „Social Media Networking“. – Es gibt Leute, die diskutieren per E-Mail. Zu Dritt. Zu Sechst. Dabei wird nicht selten ein halbes Dutzend an Dateianhängen mit versendet – darunter ein und dasselbe Dokument in verschiedenen Versionen. Es gibt „Meetings“, in denen sitzen acht Personen, jede für sich gut verschanzt hinter einem Laptop und bewaffnet mit zwei SmartPhones. Es gibt genug Meetings, die nach 90 Minuten ohne Ergebnis enden. Wir müssen zeitweilig Präsentationen von über 60 und mehr Folien hinnehmen, während in der Regel schon mehr als 12 eine ungeheure Zumutung sind.

„Miteinander Reden? Nein, danke. Bitte nicht. Jetzt nicht.“ Dialog unerwünscht. Das ist der Tenor. Damit müssen wir umgehen. Ausnahmen überreden gern dazu, etwas anderes anzunehmen. Manchen genügt schon ein Strauß an Zeichen als Grund zur Annahme, „man“ habe sich ausgetauscht. – Viele schreiben sich mittlerweile selbst etwas, damit einmal wieder Temperatur und Ansprache in die Botschaften kommen. Da gibt es dann wieder „Sender“ und „Empfänger“.

Arroganz

Arroganz ist interessant. Ihr fehlt es an Souveränität. Sie resultiert aus dem Empfinden eines Mangels. Dem klappernden Hufeisen fehlt ein Nagel. Hier ist es ein Fehlen an Selbstsicherheit. Vielleicht sollte man von „Selbstwert“ sprechen. Gekonnt. Mal sehen, wie lange er diese Pose durchhält.Arroganz aus wahrer Überlegenheit gibt es nicht.

Arroganz ist eine Übertreibung. Jemand besteht auf etwas, legt besonders großen Wert auf sich selbst, begründet kräftig eine eigene Würde und verdeckt dabei die Liebenswürdigkeit. An diesem Widerspruch wird bemerkbar, dass etwas nicht ganz stimmt. – Arrogante suchen Opfer. Sie teilen mit, der Andere sei gerade so wertlos wie sie selbst und zu einem großen Teil noch wertloser. Aus dem Mangel an empfundenem Selbstwert behauptet jemand eifrig mit Kraft einen ja so außerordentlich großen Selbstwert – und das Opfer solle diesen erkennen, jenen Mangel aber für sich als seinen eigenen empfinden.

Souveräne lächeln dazu. Und wird jemand gegenüber mit aller Arroganz auch noch lästig, dann stelle man gezielt dumme oder witzige Fragen. Soll aber um jeden Preis zerstört werden, dann hilft Ignoranz. Souveräne Ignoranz.

„Bloße Rhetorik“

Rhetorik wird immer noch viel zu oft alleine als List, Trug und Schliche angesehen. Davon gibt es allerdings eine ganze Menge – neben dem Erfreulichen. Zum Beispiel die Ansicht, dass alles Reden immer auch rhetorisch ist, da wir immer eine Wirkung haben oder bewusst wie unbewusst zu erzielen probieren. Trainings setzen auf das Reflektieren und authentische Gestalten unserer Wirkung.

Gelassen und souverän überzeugen

Gelassenheit - A. P. WeberDie Gelassenheit ist die Basis der Souveränität. Mit ihnen gelingt das Überzeugen Anderer. Gelassen betritt der Seiltänzer das Seil und geht darauf ohne jeden Selbstzweifel wie im Schlaf nach Belieben voran. Er ruht in sich selbst. Erhaben. Mit dieser Sicherheit kann er auf dem Seil mehr als nur Stehen und Gehen. Souverän nimmt der Seiltänzer ein Fahrrad entgegennehmen, platziert es in aller Ruhe auf dem Seil, setzt sich darauf und fährt sicher mit dem Rad auf dem Seil hin und her. Keine Frage, er hat das oft geübt, seine Vorstellung ist einstudiert. Auch das gibt ihm Ruhe und Gelassenheit. Dieser Mensch vertraut sich selbst, er baut fest auf seine Kompetenz. Daher seine Souveränität.


Souverän Reden

Überzeugen können wir unsere Zuhörer oder Gesprächspartner zu einem sehr großen Teil durch persönliche Souveränität. Authentische Stärke hat mindestens zwei Quellen: Ein stabiles „Selbstwertgefühl“ und ein positives Selbstbild: Die feste Überzeugung von der eigenen Kompetenz, von der Qualität meines Produkts oder meiner Dienstleistung, vom Genügen meiner Errungenschaften wie Besitz und Qualifikationen sowie von meinem moralischen Weltbild oder Wertesystem.

Wenn die genannten Elemente in der Qualität vorhanden sind, dann resultiert meine Glaubwürdigkeit aus einer Gelassenheit, die in der Körpersprache sichtbar, in der Stimme und Artikulation hörbar sowie in einer gelingenden Argumentation vernehmbar wird. Und wer ein Lächeln hat, der sollte einen Laden eröffnen*.

Alleine durch eine stabile Souveränität überzeugen wir positiv und wirkungsvoll, können wir andere motivieren und in Gesprächen, Verhandlungen oder bei Vorträgen persönliche Ziele erreichen. Dann sind wir in der Lage, andere zu loben, gemeinsam mit ihnen im Dialog Lösungen zu formulieren und kooperativ zu handeln.


*Nach dem chinesischen Sprichwort „Wer kein Lächeln hat, sollte keinen Laden eröffnen.“

Peer Steinbrück – Patzig

Wenn ich hier einen Politiker der SPD kritisch beschreibe, dann bedeutet das nicht,
ich würde andere Parteien bevorzugen.

Peer Steinbrück tritt mitunter sehr patzig auf. Er erinnert an jenes „power und patzig“, das Adorno dem Dichter Schiller attestierte und einem besseren Geschmack einfach nicht gefällt. Herumpoltern und Muskelspiel, Drohen ohne wirkliche Macht, Provozieren mit scheinheiligem Augenzwinkern … „ja, liebe Freunde, ich habe ein starkes Selbstbewusstsein“, während eine Unsicherheit nicht zu übersehen bleibt – dieses Bild wirkt nicht besonders gut auf den geneigten Zuhörer und Zuschauer. Denn es kommt noch etwas hinzu: Eine theatralische Mimik, die keineswegs gekonnt vorgetragen wird. Er demonstriert so gern die schmalen Lippen des Vieldenkers.

Diese show ist peinlich, manche bekommen sogar das Fremdschämen. Leider fehlt die überzeugende Souveränität, eine Vertrauen weckende Gelassenheit. Seine Mundwinkel weisen bei relativer Entspannung der Gesichtsmuskulatur nach unten. Ein chinesisches Sprichwort sagt: Wer kein Lächeln hat, sollte keinen Laden eröffnen.

Steinbrück spricht meistens viel zu schnell. Natürlich können wir ihm folgen. Er sollte langsamer sprechen, weil Steinbrück dann seine Schachtelsätze, die alle doch grundsätzlich so gern hören, auch vernünftig und vollständig konstruieren würde. Sattdessen verliert er im Galopp zuweilen Satzteile und konjugiert auch falsch. Beispiele möchte ich nicht zitieren.

Nun zur Gestik. Steinbrück möchte gar nicht seinen Körper sprechen lassen. Er hat zwar stereotype Bewegungen intus, die für Redner seiner Berufsgruppe einfach angesagt sind. Doch es sieht bei ihm ein wenig so aus, als sei er eben am falschen Ort oder auf der Durchreise. Steinbrück möchte nicht.

Das Auftreten ist so ganz seine Sache nicht. Es erinnert an ein Marionettenspiel. Für dieses Erscheinungsbild gab es früher einmal das Adverb “ungestalt”. Wer möchte es ihm verdenken, dass die Unerbittlichkeit und Härte der Medien ihn stark irritieren. Nun, niemand hat ihn gezwungen. Oder war es Helmut Schmidt? Hat er diese höhere Weihe nicht verkraftet oder selbstbewusst als Miss- und Nießbrauch seiner persönlichen Freiheit aufgenommen?

Vielleicht wird Steinbrück patzig, weil er ständig vor etwas fliehen möchte. Wird er mal vertraulich und antizipiert den konstruktiven Dialog, dann badet er sich in seiner Jovialität, um gleich erneut Spitzen zu verteilen. Manchmal ist er auch angenehm brav. Da haben wir ihn! Doch Steinbrück möchte das nicht.

Es fehlt ihm die Liebe zur Selbstinszenierung. Gerhard Schröder liebt und beherrscht sie. Ebenso Guido Westerwelle. Steinbrück mag es nicht. Und das spricht für ihn, für eine gewisse intellektuelle Redlichkeit, die allerdings ihn nicht dazu gebracht hat, das ganze Gehabe, dieses Inszenieren eines ethischen Scheins, nämlich der Politik als redliches soziales gesellschaftliches Handeln, anderen, den Dümmeren zu überlassen.

Es entsteht die Frage, ob Steinbrück denn über seine Rolle mit Blick auf seine Ziele wirklich ausführlichst nachgedacht und dazu auch sich beraten lassen hat. Wahrscheinlich. Das Ergebnis aber ist nicht angenehm. Fragen Sie mal Kinder, wie er so wirkt. Die werden das gar nicht beschreiben mögen.

Übrigens: Hier Steinbrück so richtig patzig in „Steinbrück und die Bonzenschleuder„…

 

„Tschakka!“ Gestelzt daneben

TschakaDas Aufgesetzte, das mutwillige, übertrieben entschlossene und theatralisch inszenierte Auftreten und Reden hat keine überzeugende Wirkung – zumindest nicht auf den wachen Verstand. Auch emotional kommen extravagantes Gehabe, das Gestelzte, eine recht übertriebene Selbstdarstellung nicht gut an. Zwar funktioniert solches Mimen gar nicht selten hier und da; aber es liegt in der Regel neben dem besseren Ton. Dieser gestattet sich solche Albernheiten gar nicht.